Der Tag, an dem das N verloren gi.g
Liebe Leser*innen,
es gibt mal wieder eine Blogparade, die am 07.04.2020 endet und bei der ich leider etwas spät dran bin. Diesmal hat sie meine Kommilitonin Mo ins Leben gerufen. Sie liebt es, Collagen zu erstellen und hat auf ihrer Seite eine Wortcollage erstellt, von der ihr euch zu einem Beitrag inspirieren lassen könnt. Witzigerweise hat sie bei der Überschrift zur Blogparade ein n vergessen, so dass mich ihre Einladung zur SCHIPSELJAGD zu unten stehendem Beitrag inspiriert hat. Viel Spaß beim Schreiben und Lesen!
Es war ein trauriger Tag. Eben hatte ich noch das N gesehen, es stand auf meinem Schreibtisch und lächelte mich an in seiner ihm eigenen Art. Nicht wie mmmmmm, sondern eben wie nnnnnnnnnnnnnnnnnn – eng angeschmiegt an den hohen Gaumen, mit der Zunge zwischen Zahnreihe und Mundhöhlendach, darauf bedacht, sanft und wohlig klingend mich zu erreichen.
Doch auf einmal fehlte es. Ich musste es durch einen Punkt ersetzen und auf die Phantasie meiner Leser*innen beim Erfassen meiner Texte hoffen. Wie anstrengend es ist, wenn uns ein Buchstabe des Alphabetes abhandenkommt, dachte ich. Wenn einer von 26 fehlt… Gut, ich gebe zu, ohne das X kämen wir ein paar Tage über die Runden, aber ohne N? Wäre das Sprechen und Schreiben eine schiere Katastrophe, da bin ich mir sehr sicher.
Das N verbindet Vokale und Konsonanten auf eine vortreffliche Weise. Zum Beispiel in dem Wort Zeitung. Dieser Begriff würde ohne n zu einem Zeit-tug-tug verkommen. Kleiner Einschub: By the way, kennt ihr diese Tuk Tuks? Diese dreirädrigen Gefährten, mit denen man in niedriger Geschwindigkeit durch die Gegend kurven kann? Sie haben das Fehlen des vierten Rades auf wundersame Weise kompensiert, nicht jedoch das Alphabet, dem das N fehlt. Da gibt es nichts zu kompensieren. Es fehlt einfach.
Nicht nur als Bindeglied zwischen Vokal und Konsonant, sondern auch als wertvolle Endung. Ohne das n verwandelt sich so manches Verb in die Befehlsform – wie unhöflich ist das denn. Wenn aus lieben die unfreundliche Ansage „liebe!“ wird. Wer will und kann schon auf Anhieb lieben. Das N weiß solche Katastrophen galant zu verhindern und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Abgesehen von dem n als Abschluss eines Wortes würde uns das n in seiner Zwillingsform fehlen. Die Wonne wäre dann nur noch wonig und die Sonne nur sonig. Das wäre ein absoluter Verlust an Lebensqualität – das darf ich euch allen versichern.
Für alle, die ich jetzt immer noch nicht von der Bedeutung des N überzeugen konnte, hier nun ein kurzer Textabschnitt, in dem ich das n, wie oben angekündigt, durch einen Punkt ersetzt habe:
Am Tage der Sch.ipseljagd
.iema.d ko..te es ah.e.. Es war der Wi.d, der die Segelyacht zum Umdrehe. zwa.g, a. diesem eige.tlich so..ige. Tag. Dabei ware. die Skipper a.getrete., um die Wortsch.ipsel aus der .ordsee zu fische.. Doch erste.s kommt es a.ders und zweite.s als ma. de.kt.
Hoch lebe das N! Hoch leben aber auch alle Schipsel, denn ab und zu darf sich auch ein N schlafen legen. Sonst würden sich niemals so wundervolle Worte entwickeln wie das schipseln, für das ich sehr dankbar bi.!!
Mo hat in ihrer Blogparade angeregt, dass wir unseren Text in Form eines Haikus oder Elfchens zusammenfassen können, wen wir möchten. Hier daher mein Haiku, das aus 5 Silben/7Silben/5 Silben besteht und auf die Tradition von Basho zurückgeht:
das leben ohne n
fad, öde, verei.samt, schräg,
N – wir lieben dich!
3 Kommentare
Liebe Hedda,
ein Hoch auf das N und das es uns so lange wir schreiben erhalten bleiben möge! Schön, dass Du es mal entsprechend gewürdigt hast. Ich habe es bisher einfach immer nur benutzt, ohne ihm auch nur einen Dankbarkeitsgedanken zu widmen. Diese Zeit lehrt uns auch sonst genauer hinzuschauen und für Dinge dankbar zu sein, die wir für ganz selbstverständlich hielten. Ich bin dankbar für das Schreiben, was so eine schöne Möglichkeit ist, Verbundenheit zu zeigen. Danke für Deine Zeilen
Eine feste Umarmung
Anne
Liebe Hedda,
ich höre dein Lachen beim Schreiben dieses Blogbeitrages bis hierher !!! Dem kann das Winterwetter aber mal so gar nichts anhaben, o nein!!!! Ich schaue jetzt viel respektvoller auf den Buchstaben „N“, schließlich habe ich ihn selbst in meinem Vornamen und der würde ohne „N“ sehr seltsam klingen: Sabi_e. Nicht auszudenken, wenn ich weiterhin so gerufen werden würde.
Herzlichen Dank für diese köstliche Auszeit mit deinem dir eigenen Humor, den ich so schätze und danke für die Ode an das „N“ .
Herzliche Grüße,
Sabine (zum Glück MIT „N“!) 🙂
Liebe Sabine,
du hast recht, ich habe während des Schreibens vor mich hin gegluckst, aber auch nochmal ernsthaft darüber nachgedacht, dass es mit dem Alphabet ist wie mit uns Menschen. Jede*r hat seinen ureigensten Platz und seine Bedeutung und wenn er/sie fehlt, fehlt wirklich etwas Entscheidendes!
I. diesem Si..e, liebe Grüße
Hedda