Osterhasenglück
Liebe Leser*innen,
herzlich willkommen zur Blogparade des BKS 11 aus dem Masterstudiengang Biographisches und Kreatives Schreiben an der ASH Berlin. Pünktlich zum Aprilbeginn lautet das Thema: April, April, der weiß nicht, was er will! Alle Schreibbegeisterte und alle Blogger*innen sind herzlich eingeladen ebenfalls an unserer Parade teilzunehmen.
Ihr dürft das Thema frei interpretieren – als Gedicht, Kurzgeschichte, Collage u.a., es gibt jedoch eine kreative Herausforderung (contrainte): Es sollen nur Wörter verwendet werden, die ein „a“ oder „ä“ enthalten.
Die „contrainte“ ist eine kreative Methode aus der „Werkstatt für Potentielle Literatur“ OuLiPo (L‘ Ouvroir de Littérature Potentielle). Durch die selbstauferlegten formalen oder inhaltlichen Textbildungsregelungen sollen die verborgenen Potentiale der Sprache entdeckt werden.
Die Blogparade startet ab sofort und endet am 30. April 2018. Schreibt einfach den Link zu eurem April-Blogbeitrag in den Kommentar von Ulrike Arabella. Ich bin sehr gespannt auf eure Texte!
Das Schaf Agathe graste alleine, alle anderen waren ausgeschwärmt. Am Hafen lagen Fregatten, Dreimaster and Kähne, das Lager war blitzblank aufgeräumt, sogar Hans baumelte schaukelnd am Haken – Hans, das Maskottchen aller Matrosen, aus blauem Cordsamt genäht.
„ Mäh, mäh, warum läuft am Abend das Lämmchen Annabelle auf das Rasenstück?“
Annabelle lächelte satt am Nordseedamm. Agathe, das Mutterschaf, war ständig angespannt, aber Annabelle antwortete artig gemächlich: “Mähähähäääää…“
Agathe fand das inadäquat, taumelte etwas, ahnte Katastrophen, als Anton am Löwenzahn nagte. Osterhase Anton fand Taraxacum officinale außerordentlich schmackhaft. Am angenehmsten war das Knacken alter Löwenzahnstengel am Hasengaumen.
Auf einmal rauschte das Wasser hafenwärts, brauste auf, kam nah, albtraumartig nah ans Schaf. Agathe rannte davon, hastig, als hätten australische Tierfänger martialisch angespitzte Waffen aus Ästen auf Känguruhs abgeschossen. Nach langem Bangen außer Atem verlangsamte das Schaf das Laufen, ja, erlahmte fast.
Annabelle schnaufte zaudernd am Damm, ängstlich hatte das schmächtige Lämmchen das apokalyptische Szenario betrachtet. Anton lag entspannt, lang ausgestreckt auf rosa gefärbter Schafswolle – fantasiertes Osterhasenglück!
Aberwitzig! Agathe lachte schallend, als Anton andächtig sang:
„ Auf alle Tannenwälder fällt
regenklare Frühlingswärme,
Osterhasenglück erhält,
was sanft umarmt auch Kranichschwärme!“
Ab da waren Anton, Agathe, Annabelle, alle Schafe, Lämmchen, alle Hasen am Hafen, auf allen Auen unbändig ausgelassen!
Happy Easter…
9 Kommentare
P.S.: Dein Fernab-Gedicht gefällt mir auch sehr-sehr!
Liebe Mo,
nach der Blogparade ist vor der Blogparade sag ich nur … Die nächste steht schon vor der Tür und wartet auf uns.
Ich freue mich wieder auf unsere gemeinsamen Beiträge und finde genau das Teilen von Texten, also das gemeinsame Lesen und den Austausch darüber so befruchtend. Danke also für deinen Besuch auf meiner Seite, er ist mir wichtig!
Sonnige Grüße
Hedda
Liebe Hedda,
Deine April-Geschichte ist einfach herrlich! Man merkt ihr Deine Lust und Liebe beim Schreiben an. Du hast die HerAusforderung wirklich toll gelöst und dabei viele Schätze unserer Sprache auf’s Tablett gebracht. Das zu lesen, hat mir großen Spaß gemacht!
Danke
mo…
Liebe Hedda,
ein *Aasterstaack* der A-Wortkunst, habe deine Geschichte sehr gerne gelesen und war und bin begeistert, von der Sprachfreude und dem Osterhasen und Agathe und allen anderen,
ganz liebe inspirierte Grüße,
Mia
Liab Sabine,
ich danke dir und hatte zugegebenermaßen sehr viel Spaß beim Schreiben .. Wahrscheinlich werde ich mir Mitte April nochmal eine neue Geschichte ausdenken, diese Regel inspiriert wirklich ungemein …
Herzliche Grüße
Hedda
Dear UlrikArabella,
thanks!!! Das angenehme A hat alles getan, hat gefallen, hat angesprochen, hat angelacht – Autorinnenglück ausm Allerfeinsten!
Danke dafür !
angeregt!
Hedda
Dear Hedda,
määääääh – wahrlich spaßig auf australischer Rasselbandentour avec Schaf Agathe, Lämmchen Annabelle samt rosa träumendem Hasen Anton! 🙂
Lachender Dank and thanks!
Happy Easter
UlrikArabella
Liebe Hedda,
wieder so eine wunderbar poetische Hedda-Geschichte ! Und jedes Wort enthält ein A, das ist phantastisch – vor allem, weil es sich überhaupt nicht konstruiert liest, oder irgendwie aufgesetzt wird. Die Geschichte ist aus einem Guss, ungetrübter Lesegenuß! Danke
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne,
ich fand die Regel, ausschließlich Worte mit a oder ä zu benutzen, sehr inspirierend und wollte sofort unbedingt eine Geschichte dazu schreiben. Hier und da musste ich ein wenig nachdenken, aber insgesamt dachte ich, wow, die deutsche Sprache hält so viele a Worte bereit, dass man daraus mit Sicherheit mal mindestens eine Short Short Story verfassen könnte.
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und getreu nach dem contrainte:
Klasse, dass alle Sätze ankamen …
Osterhasengrüße
Hedda